Brian de Palma

Brian de Palma
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Brian de Palma startete seine Regie-Karriere bereits Anfang der 1960er Jahre und gehört heute zu den wichtigsten lebenden Regisseuren Hollywoods. Zu Beginn seiner Karriere noch einer unter vielen, konnte er in den 70er Jahren das erste Mal für größere Aufmerksamkeit sorgen. Mit „Die Schwestern des Bösen” und „Carrie – Des Satans jüngste Tochter” konnte er sich zunächst einen Namen im Genre des Horrorfilms machen.

Bekannt ist De Palma heute allerdings, insbesondere für seine Beiträge zum Gangsterfilm-Genre. Mit „Scarface”, „The Untouchables ” und „Carlito’s Way” hat De Palma drei der anerkanntesten Gangster-Filme des 20. Jahrhunderts gedreht und gehört damit neben Francis Ford Coppola und Martin Scorsese zu den wichtigsten Vertretern des Genres. In den vergangenen beiden Jahrzehnten konnte De Palma allerdings nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen. 1996 etwa sorgte er mit dem heute bereits legendären Flop „Mission to Mars” für enttäuschtes Raunen beim Publikum.

Die besten Filme von Brian de Palma

Scarface

Ohne Frage gehört „Scarface“ zu den kultigsten Filmen überhaupt. Nicht wenige haben Tonys Antlitz samt „Mega-Knarre“ als Poster an ihren Wänden hängen, ohne vielleicht sogar den Film gesehen zu haben. Diese übergreifende Wirkung des Films ist verschiedensten Aspekten geschuldet. Die dargestellte Brutalität war zur damaligen Zeit ein Novum und Pacinos Spiel geht zuweilen bis an die Grenze der Obszönität und nicht selten darüber hinaus.

Die Kettensäge-Szene z.B., in der Tony und seinen Kumpanen eben mit jenem Gerät zu Leibe gerückt wird, ist bis heute legendär und gehört zu den meist zitierten Filmszenen der neueren Geschichte. Und dabei ist die Darstellung des Aufstiegs eines Kleinganoven doch beileibe nichts Innovatives. Allerdings wird hier kompromissloser als je zu vor auf Hawaii-Hemden bestanden, ein rudimentärer Gossen-Slang gespuckt und vor allem alles über den Haufen geschossen, was auch nur den geringsten Anschein macht, irgendwie entbehrlich zu sein.

„Scarface“ ist wie ein Schlag Tony Montanas ins Gesicht des Zuschauers und nicht unbedingt für Zartbesaitete geeignet. Wer sich vor Schweiß ekelt, kein Blut erträgt und nichts mit degeneriertem Großenwahn anfangen kann, der sollte lieber seine Finger von dem Meisterwerk lassen. Wie so oft beweist Oliver Stone auch mit diesem Drehbuch sein Gespür für die schmutzige Psychologie eines Films – Tony Montana lässt nämlich keine Fragen offen.

Ein kleiner Tipp am Rande: Neben der deutschen unbedingt die englische Originalfassung schauen, da nur hier Montanas „Gangster-Sprache“ ihre ganze Wirkung erzielt.

Carlito’s Way

Dass der wegen Mord inhaftierte Carlito Brigante (Al Pacino) aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er der Hilfe seines Anwalts David Kleinfeld (Sean Penn) zu verdanken, der ebenfalls nicht immer auf der legalen Seite spielt. Wieder auf freiem Fuß möchte Brigante ein neues Leben fernab von Gewalt und Drogen führen – auch wenn ihm das niemand so wirklich glauben will. Als er von Kleinfeld kontaktiert wird, da dieser seine Hilfe benötigt, möchte sich der ehemalige Gangster für seine vorzeitige Entlassung bei seinem Anwalt revanchieren – ohne jedoch zu ahnen, dass ihn dieser nur benutzen will.

Beeindruckend gut in Szene gesetzter Gangsterfilm von Regisseur Brian de Palma, der Sean Penn eine Nominierung für den Golden Globe einbrachte.

The Untouchables – Die Unbestechlichen

Zweifellos gehört die „Kinderwagen-Szene“ in Brian de Palmas „Die Unbestechlichen“ zu den berühmtesten Filmzitaten überhaupt. Die Szene ist nämlich eine Hommage an den legendären Sergei Eisenstein-Klassiker „Panzerkreuzer Potemkin“, in dem der besagte Kinderwagen bereits über ein halbes Jahrhundert zuvor über die Treppenstufen rumpelte.

Dass „Die Unbestechlichen“ mittlerweile selbst zu den viel zitierten Werken der Film-Geschichte gehört, liegt u. a. am ungewöhnlichen Plot-Verlauf, der zuweilen mit Genrekonventionen bricht und den Zuschauer im Unklaren lässt, wer überlebender Protagonist oder die nächste Leiche ist. Und dabei ist es vor allem Altmeister Sean Connery, der als Jim Malone überzeugt und womöglich die beste Leistung seiner so erfolgreichen Karriere abliefert.

Ebenso beeindruckt der Film durch seine unabdingbare Unvergleichbarkeit, die sich im Genre der Mafia-Filme zu einem immer wertvolleren Attribut entwickelt hat. Abseits von Scorseses Mafia-Epen und Coppolas Über-Paten geht „Die Unbestechlichen“seinen gänzlich eigenen Weg und legt die Prioritäten weniger auf Mafia-Flair, sondern vielmehr auf den besonderen Charme der von der Prohibition bestimmten Zeit. Nicht umsonst gehört de Palmas Cop-Mafia-Film zu den ganz großen Werken der Filmhistorie.

Hatte Brian de Palma in „Scarface“ sich noch allein den düsteren psychologischen Abgründen eines soziopathischen Gangsters angenähert, macht hingegen „Die Unbestechlichen“ den Eindruck, als wäre es dem Regisseur mehr um die offensichtlich werdenden Abläufe des altbekannten Kampfes zwischen Gut und Böse gegangen. Gemeinsam ergänzen sich beide Filme folglich zum ultimativen Gangster-Kaleidoskop, das sich kein Film-Fan entgehen lassen sollte. Einem baldigen Brian de Palma-Filmabend sollte demnach wohl nichts mehr im Wege stehen.

Filmografie: Alle Filme von Brian de Palma

1966: The Responsive Eye
1968: Murder à la Mod
1968: Greetings
1969: The Wedding Party
1970: Hi, Mom – Confessions of Peeping John
1972: Hilfe, ich habe Erfolg!
1973: Die Schwestern des Bösen
1974: Das Phantom im Paradies
1976: Schwarzer Engel
1976: Carrie – Des Satans jüngste Tochter
1978: Teufelskreis Alpha
1979: Home Movies – Wie du mir, so ich dir
1980: Dressed to Kill
1981: Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren
1983: Scarface
1984: Der Tod kommt zweimal
1986: Wise Guys
1987: The Untouchables – Die Unbestechlichen
1989: Die Verdammten des Krieges
1990: Fegefeuer der Eitelkeiten
1992: Mein Bruder Kain
1993: Carlito’s Way
1996: Mission: Impossible
1998: Spiel auf Zeit
2000: Mission to Mars
2002: Femme Fatale
2006: The Black Dahlia
2007: Redacted
2012: Passion
2019: Domino – A Story of Revenge