Ethan und Joel Coen

Ethan und Joel Coen
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Die Coen-Brüder zeichnen sich seit Anfang der 90er Jahre für echte Hollywood-Filmperlen verantwortlich. Dabei bestechen die Filme des Bruderpaares vor allem durch skurrilen Witz und absurde Figuren. Mit dem 1998 erschienenen „The Big Lebowski” haben die Coens einen der meist beachteten Filme der 90er Jahre gedreht und mit der Figur des „Dude” einen wahren Kultcharakter erschaffen.

2008 erhielten die Brüder den Regie-Oscar für „No Country for Old Men” und konnten mit Einspielergebnissen jenseits der 100 Millionen Dollar-Marke endgültig das Mainstream-Publikum rund um die Welt für sich erobern. Doch trotz des großen kommerziellen Erfolges stehen die Coens bis heute für den kreativen und unangepassten Hollywood-Film jenseits geltender Genre-Konventionen. Damit nehmen die Coens in der aktuellen amerikanischen Filmlandschaft eine beispiellose Stellung ein.

Die 5 besten Filme der Coen Brothers

1. Fargo – Blutiger Schnee

Fargo [dt./OV]
  • Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
  • Frances McDormand, Steve Buscemi, William H. Macy (Schauspieler)
  • Ethan Coen (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Neben all den aufgeführten großartigen Schauspielern ist der eigentliche Hauptdarsteller in „Fargo“ die malerische Winterlandschaft, die dem skurrilen Treiben der Figuren eine lakonische Ruhe verleiht und bereits für sich allein genommen satirische Züge trägt. Denn wenn sich der spießige Jerry im Verlauf immer weiter in seinen aus dem Ruder laufenden Plan verstrickt und bald mehr Probleme am Hals hat als nur einen insolventen Betrieb, dann ist es vor allem die stoisch-frostige Landschaft um ihn herum, die dem Film die Hektik nimmt und in der Folge das Tempo vorgibt.

„Fargo“ ist nämlich trotz seiner oftmals fahrigen Figuren ein entspannter Film, in dem der absurde Witz erst durch den tiefen Schnee stapfen muss, um zum Zuschauer zu gelangen. So beginnt Polizistin Marge ihre Ermittlungen geradezu mit provozierender Gelassenheit und gelangt dennoch gewissermaßen zwangsläufig zum Ziel. Ähnliches Geschick beweisen die Coen-Brüder in nicht wenigen ihrer Filme und besitzen damit so etwas wie das Monopol auf die unaufgeregte Satire.

Davon, dass „Fargo“ seinerzeit mehr als verdient den Oscar für das beste Drehbuch erhielt, kann sich jeder überzeugen, der sich den Film anschaut. Denn wenn es auch so manchen gibt, der das gemächliche Erzähltempo mit störender Trägheit verwechselt, so gehört der Film unzweifelhaft zu den ganz großen der letzten zwanzig Jahre. Und dass „Fargo“ jener Film war, der den Coens erst Tür und Tor zu nachfolgenden Meisterwerken öffnete, spricht ebenfalls Bände.

2. The Man Who Wasn’t There

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Wäre Ed Crane ein einfacher Friseur geblieben, dann wäre ihm zwar viel Kummer und Leid erspart worden, den Zuschauern wäre allerdings ein schwarz-humoriges Glanzstück entgangen. Denn wie Crane sich Stück für Stück sein eigenes Grab schaufelt und von einem (mal selbstverschuldeten, mal zufälligen) Unglück ins nächste gerät, ist in vielerlei Hinsicht geradezu ein Genuss. Denn neben einer Vielzahl von grandios aufgelegten Schauspielern (u.a. noch Scarlett Johansson in einer kuriosen Nebenrolle) hat der in schwarz-weiß gehaltene Film einen originellen Plot zu bieten, der sich Coen-typisch zwischen Karikatur und Drama bewegt.

Die Anleihen in Sachen Charakterzeichnung beim Film noir sind zwar unzweifelhaft, gehen allerdings bei der Fülle der skurrilen Figuren etwas unter. Doch „The Man Who Wasn’t There“ versteht sich auch nicht so sehr als bloße Satire, sondern nimmt seine Charaktere in ihrem Unglück ernst und überlässt es letztendlich dem Zuschauer selbst, das Genre für sich zu bestimmen.

Coen-Filme wie der moderne Klassiker „Fargo“ oder der Oscar-prämierte „No Country for Old Men“ gehören zur Filmhistorie wie Brando als Vito Corleone. „The Man Who Wasn’t There“ allerdings führt unter all den großen Filmen des Brüderpaares ein Schattendasein, den man selbst als ausgemachter Coen-Fan oftmals nicht auf der Rechnung hat. Und dabei gehört der Film zu den tatsächlichen Perlen im Gesamtwerk der Brüder, den sich niemand entgehen lassen sollte, der ab und wann auch einmal einen guten Film sehen will.

3. Miller’s Crossing

Miller's Crossing
  • Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
  • Gabriel Byrne, Marcia Gay Harden, John Turturro (Schauspieler)
  • Joel Coen (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bei all den sehenswerten Filmen, welche die Coen-Brüder in ihrer Filmografie zu bieten haben, ist es nicht unbedingt ein vernichtendes Zeichen, dass „Miller’s Crossing“ nicht unbedingt zu den berühmtesten Werken des Bruder-Paares zählt. Dabei hat der skurrile Gangsterfilm so einiges zu bieten, was ihn den Vergleich mit anderen Coen-Werken durchaus bestehen lässt. Denn nicht nur Schauspieler wie John Turturro, Steve Buscemi oder Francis McDormand, die in verschiedensten Coen-Filmen ihr zumeist komisches Unwesen treiben, sind mit von der Partie, sondern vor allem die verwickelte, zitatreiche Story samt kuriosen Figuren ist es, die für beste Unterhaltung sorgt.

Im Gegensatz zu späteren Werken der Coens kommt „Miller’s Crossing“ dabei allerdings wesentlich seriöser daher und hat mehr den Anspruch, eine ernstzunehmende Gangsterfilm-Hommage zu sein als irgendetwas anderes. Dabei hält sich der Film in so mancher Szene nicht mit expliziter Gewaltdarstellung zurück, die insgesamt weniger satirische Züge trägt als in späteren Filmen der Coens.

Aufgrund der komplexen Story, in der alle handelnden Figuren mit verdeckten Karten spielen, nötigt „Miller’s Crossing“ dem Zuschauer durchaus ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit ab. Denn wer einmal verpasst, aus welchen Motiven die Protagonisten ihre Entscheidungen treffen, wird die große Schlusswendung des Films wohl nicht mehr in ihrem vollen Umfang honorieren können. Das Coen-Frühwerk sei deshalb jedem empfohlen, der knapp 120 Minuten bei der Sache bleiben kann und darüber hinaus abseits von den üblichen Gangsterfilmen à la Coppola und Scorsese etwas Abwechslung verträgt.

4. Hudsucker

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  • Tim Robbins, Paul Newman, Jennifer Jason Leigh (Schauspieler)
  • Joel Coen (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren

„Hudsucker“ gehört zweifellos zu den eher weniger beachteten Werken der Coen-Brüder. Dass der Film darüber hinaus an den amerikanischen Kino-Kassen floppte und bis heute mehr oder minder in Vergessenheit geraten ist, könnten Gründe genug dafür sein, von der mangelnden Qualität des fünften Spielfilms der Coens zu sprechen. Wahrheit ist aber, dass „Hudsucker“ eine geradezu meisterhafte Satire ist, die allerdings nicht für den handelsüblichen Kinogänger gemacht ist.

Der Film wirkt mit seinen grotesken Figuren und aufgrund der Entwicklung einer eigenständigen und immer überzeichneten „Hudsucker“-Welt wie ein großes Kaleidoskop der Absurdität, in dem Manager grundlos aus dem Fenster springen und alles ein bisschen so aussieht wie in einem Möbelhaus-Prospekt. Das Spezielle ist es demnach, was „Hudsucker“ nicht für die Allgemeinheit zugänglich werden lässt. Dabei bewegt sich der Film stets zwischen echter Kapitalismuskritik und irrer, zitatreicher Screwball-Farce, was Grund genug sein sollte, dem zu Unrecht verschmähten Werk der Coens eine Chance zu geben.

Um es zum Ende noch einmal ganz deutlich zu formulieren: „Hudsucker“ ist kein „The Big Lebowksi“ – will es aber auch gar nicht sein. Jeder, der etwas mit Satiren der besonderen Art anfangen kann, wird demnach seinen Spaß mit dem schwarzen Schaaf der Coens haben. Und hin und wieder einen Film anzuschauen, der bei den Medien keine besondere Wertschätzung genießt, hilft bekanntlich dabei, das eigene Cineasten-Auge zu schärfen.

5. O brother, where art thou?

Die Coen-Brüder haben es mal wieder geschafft, einen Film mit kauzigem Charme und schwarzem Humor zu schmieden. Dabei bedienen sie sich der griechischen Sage von Odysseus, der, ganz wie die drei schrägen Knastvögel, eine Irrfahrt durchstehen muss, um zu seiner Liebsten zurückzukehren. Im Falle von „O Brother, Where Art Thou?“ treibt es den eitlen Ulysses (George Clooney) zur Ex-Frau zurück, die ihn allerdings für einen totalen Versager hält. Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, lassen er und seine trotteligen Gefährten Pete und Delmar sich auf fragwürdige Machenschaften ein, so z.B. mit dem monströsen einäugigen Bibelverkäufer (John Goodman), der Beziehungen zum Ku-Klux-Klan unterhält, oder mit dem cholerischen Bankräuber „Babyface“ Nelson. Selbst vor Wäsche waschenden Sirenen müssen sich die drei in Acht nehmen. Klar, dass das nicht lange gut geht, vor allem, da ein hartnäckiger Sheriff ihnen immer dichter auf die Pelle rückt.

Mit einer fetten Portion Slapstick, Südstaaten-Kauderwelsch und stimmungsvoller Country ’n’ Blues-Musik stecken die Coen-Brüder Homers Odyssee in ein neues Gewand und versetzen ihr einen augenzwinkernden Klaps auf den Hintern. Achtung: Neue Lachfalten garantiert!

6. Inside Llewyn Davis

Obwohl Ethan und Joel Coen längst zu den ganz Großen unter Hollywoods Größen zählen, passen die Filme des Bruderpaares auf den ersten, zweiten und selbst dritten Blick gar nicht so recht ins Hollywood-Schema. Ob legendäre Klassiker wie „Fargo“ oder moderne Meisterwerke wie „No Country for Old Men“ – ein echter Coen ist bei aller Massentauglichkeit am Ende dann irgendwie doch auf eine ganz eigene Weise abseitig. So auch die Tragikomödie „Inside Llewyn Davis“, in der ein wenig erfolgreicher Musiker in den 60er Jahren auf Sinnsuche geht und dabei auf einen ganzen Haufen Coen-typischer Charaktere trifft, die sich stets am Rande zum Grotesken bewegen, ohne dann tatsächlich plakativ grotesk zu sein. So wie die vom Schicksal und eigener Unzulänglichkeit gebeutelten Figuren bewegt sich auch der Humor in satirisch angehauchten Zwischenräumen, die am Ende mehr grundlegend als beispielhaft für das Coen-Werk im Allgemeinen und für „Inside Llewyn Davis“ im Speziellen sind.

Dabei kommt es nicht zuletzt auf den Zuschauer selbst an, in welche emotionale Richtung sich jene Zwischenräume öffnen. Je nach Empfindung und Empfindsamkeit bieten sich Interpretationsmöglichkeiten, ob der Film nun eher eine traurige Verlierer-Ballade ist oder doch mehr aberwitziges Abenteuer mit verquerer Situationskomik. So oder so: „Inside Llewyn Davis“ beweist, dass die Coens nach dem im Vergleich eher nüchternen „True Grit“ nichts von ihrer so faszinierenden ambivalenten Weltsicht eingebüsst haben und mit den Jahren nur immer größer und größer werden und selbst die wirklich ansehnlichen Ecken Hollywoods mittlerweile um Längen überragen.

Filmografie

1984: Blood Simple
1987: Arizona Junior
1990: Miller’s Crossing
1991: Barton Fink
1994: Hudsucker – Der große Sprung
1996: Fargo
1998: The Big Lebowski
2000: O brother, where art thou?
2001: The Man Who Wasn’t There
2003: Ein (un)möglicher Härtefall
2004: Ladykillers
2006: Paris, je t’aime
2007: No Country for Old Men
2008: Burn After Reading
2009: A Serious Man
2010: True Grit
2013: Inside Llewyn Davis
2016: Hail, Caesar!
2018: The Ballad of Buster Scruggs

5 Dinge, die du noch nicht über Ethan und Joel Coen wusstest

1. Die erste Super-8-Kamera mit Rasenmähen verdient

Viele Male musste Joel Coen in der Nachbarschaft den Rasen mähen, dann endlich hatte er genug Geld für eine gebrauchte Super-8-Kamera zusammen. Endlich konnten die Dreharbeiten beginnen. Zusammen mit Bruder Ethan und dem Nachbarsjungen Mark Zimering drehte er viele Szenen aus bekannten TV-Formaten nach. Und das über mehrere Jahre hinweg. Die Leidenschaft für den Film hatte den halbwüchsigen Regisseur richtig gepackt. Nach der Schule schrieb er sich deshalb an der New Yorker Uni für das Film- und Regiefach ein. Die vielen Super-8-Rollen von damals hat der heute mehrfach oscarprämierte Regisseur noch heute.

2. Ethan Coen ist Doktor der Philosophie

Joels kleiner Bruder schlug nach dem College zunächst einen anderen Weg ein. Ethan Jesse Coen schrieb sich an der Princeton-Universität für Philosophie ein. Er verließ die Uni ein paar Jahre später als Doktor der Philosophie. Seine Abschlussarbeit trug den Titel: “Two Views of Wittgenstein’s Later Philosophy”. Bald darauf wandte aber auch er sich wieder seiner cineastischen Leidenschaft zu.

3. Ethan schrieb für den Playboy

Nach dem Studium betätigte sich Ethan Coen eine Weile als freier Journalist und Autor. Seine Kurzgeschichten erscheinen im “Playboy”, aber auch in Magazinen wie “The New Yorker” oder “Vanity Fair”. Später erschien auch ein Sammelband der Storys unter dem Titel “The Gates of Eden”. In Deutschland lief das Buch unter dem skurrilen Titel: Falltür ins Paradies.

4. Seltene Meinungsverschiedenheit der Brüder beim Dreh von “The Big Lebowski”

Zwei Regisseure, ein Film – das ist seit vielen Jahren das Erfolgsrezept der Coen-Brüder. Meistens klappt das auch recht gut. Nur einmal gab es wegen einer Szene im Kultfilm “The Big Lebowski” Streit. Haupdarsteller Jeff Bridges (“The Dude”) erinnert sich: “Es ging darum, wie ich mir den Kopf an den Bowling-Pins stoße, und Joel sagte: Wenn du die Bowling-Pins triffst, zuckst du ein bisschen zusammen, weil du eine Art Schmerz erwartest.” Sein Bruder Ethan war jedoch anderer Meinung: “Meinst Du wirklich? Ich denke, er sollte lächeln, so als ob es Spaß machen würde, eine Bowlingkugel zu sein.” Laut Bridges ging das dann eine ganze Weile zwischen den beiden hin und her. Am Ende einigten sie sich darauf, beide Szenen zu drehen. Der 1998 erschienene Streifen gehört heute zu den ganz großen Kultfilmen der 1990er.

5. Die “Red Hot Chili Peppers” in “The Big Lebowski”

Die Coen-Brüder ließen für den in Los Angeles gedrehten Film diverse Größen aus der Musikszene auflaufen: Einer der Nihilisten wird von “Flea”, dem Bassisten der Red Hot Chili Peppers verkörpert. Die Nihilistin mit dem abgeschnittenen Zeh ist im wahren Leben die Singer Songwriterin” Aimee Mann”. Und schließlich flimmert auch noch Jimmie Dale Gilmore, Sänger der Folkrockgruppe “The Flatlanders”, in der Rolle des “Smokey” kurz über die Leinwand.

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