Woody Allen

Woody Allen
Photo by PR Photos

Woody Allen begann seine Karriere in den 1960er Jahren als Drehbuchautor und Schauspieler. Mitte des Jahrzehnts spielte er u. a. in ”Was gibt’s Neues, Pussy?„ mit und erlangte Bekanntheit bei einem breiteren Publikum. In der Folge konnte sich Allen auch als Regisseur in Hollywood etablieren und feierte 1977 mit ”Der Stadtneurotiker„ den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere.

Für das Porträt eines von Neurosen zerfressenen New Yorkers erhielt Allen den Oscar für die beste Regie. In den Folgejahren ließ Allen Dutzende Variation des Themas folgen und spielte in seinen Filmen nicht selten selbst das sympathische Nervenbündel. Sein Spätwerk mutet hingegen sehr viel abwechslungsreicher an und bietet neben Chabrol-artigen Analysen der Bourgeoisie wie etwa in ”Match Point„ ebenso ausgeklügelte Persönlichkeitsstudien wie in ”Vicky Cristina Barcelona„ an.

Die besten Filme von Woody Allen

1. Sweet and Lowdown

Obwohl Regisseur Woody Allen sein Biopic mit Zeitzeugeninterviews würzt, die durchaus glaubhaft den Eindruck vermitteln, dass es sich bei Emmet Ray um eine Galionsfigur des Jazz handelt, sollte man wissen: Emmet Ray ist eine fiktive Figur und hat niemals tatsächlich existiert. Virtuos spinnt Allen ein Netz aus fiktiven und realen Figuren, aus erfundenen Geschichten und dokumentarischen Zeitzeugnissen, das eine eigentümliche, ganz eigene Atmosphäre der Authentizität erzeugt und den Zuschauer in die Welt des Swing entführt. Dass dabei vor allem der grandiose Soundtrack überzeugt und der Film in den „Jazz-Momenten“ seine besten Szenen hat, beweist, dass „Sweet and Lowdown“ genau weiß, worum es bei einer Musiker-Biografie geht.

Sean Penn liefert als raubeiniges Genie darüber hinaus eine beeindruckende Vorstellung ab, die bis heute zu den absoluten Höhepunkten seiner außergewöhnlichen Karriere zählt, wenngleich der Film nicht unbedingt zu den populärsten seiner Zunft gehört. Ebenso erwähnenswert ist das Spiel Samantha Mortons, welche als Hattie den zuweilen unerträglichen Charakter Emmet Rays in stummer und bitter-süßer Traurigkeit erträgt.

Musiker-Biopics gibt es wie Sand am Meer. Filme wie „Walk the Line“ über Johnny Cash oder „Ray“ über Ray Charles machten gar vor ganz großem Publikum auf sich aufmerksam. „Sweet and Lowdown“ ist hingegen ein kleinerer Film, den die meisten erst noch für sich entdecken müssen. Aber das ist manchmal gar nicht so schlecht.

2. Midnight in Paris

Eines soll direkt vorweg erwähnt sein: Man muss weder Hemingway-Experte noch anerkannter Dali-Kritiker sein, um mit „Midnight in Paris“ seinen Spaß zu haben. Wer sich allerdings so gar keinen Begriff von Hem und Co. machen kann und bei „Lost Generation“ an die Fortsetzung einer bekannten US-Serie denkt, der wird nur bedingt auf die atmosphärische Schippe springen können, mit der Woody Allen amüsante Klischees, kreative Anspielungen und verklärte Erinnerungen hervorbuddelt. Denn wenn der Film als liebevolle Hommage an die golden-kreativen Jahre des Paris der 20er Jahre zu begreifen ist, bleibt es ein unverrückbares Faktum, dass der eingeweihte Zuschauer von seiner etwaigen Weihung profitiert.

Dennoch spricht der Film aufgrund seiner dosierten Anspielungen ein breites Publikum an und funktioniert ebenso als romantische Komödie mit dem gewissen Etwas. Als Mainstream-Hollywood-Produktion stützt sich der Film dabei auf sein exzellent konzipiertes Drehbuch, das es auf mehrgleisigen Bahnen dem Zuschauer überlässt, auf welchem Weg der Film sein Wirkung entfaltet. Zwischen „Woody-Allen-Film“, „Romantische Komödie“ und „Hintersinnige Hommage“ ist demnach alles geboten.

Obwohl Woody Allen heutzutage immer noch zu den renommiertesten US-amerikanischen Regisseuren zählt, liegen die größten künstlerischen Erfolge des schusseligen Genies fraglos schon einige Jahre zurück. Mit „Midnight in Paris“ hat Allen nun allerdings bewiesen, dass es kein klischeehaftes neurotisches Durcheinander braucht, um ein exzellentes Woody-Werk auf der ganz großen Leinwand bestaunen zu können.

3. Whatever Works

Woody-Allen-Filme sind nun nicht gerade dafür bekannt, dass es in ihnen besonders entspannt zur Sache geht. Allens Figuren sind zumeist hektische Neurotiker, die auch gerne Mal durcheinander plappern, ohne Rücksicht auf den Zuschauer, der in besonders ausgeprägten Dialog-Szenen schon mal das kalte Grausen bekommt. Es braucht daher keine ausschweifende Fantasie, um sich vorzustellen, was passiert, wenn der zu Anfang noch einsame Boris es zum Ende des Films gleich mit einer ganzen Horde verrückter Typen zu tun bekommt. Wood Allen pur eben.

Bis es soweit kommt, erlebt der Zuschauer allerdings einen zu Herzen gehenden Film, in dem insbesondere die kuriose Beziehung zwischen dem knorrigen Boris und der unbedarft agierenden Melody im Vordergrund steht. Dass es hierbei zwangsläufig zu urkomischen Verwicklungen kommt, ist wohl die größte Stärke von „Whatever Works“. Der Film ist nämlich berührende Romanze und aberwitzige Komödie zugleich. Und obwohl Allen es in seiner Karriere bisher schon öfter versucht hat, diese beiden Genres zusammenzuführen, hat es bis „Whatever Works“ gedauert, die Symbiose zu perfektionieren.

Obwohl es im Film für Allen-Verhältnisse allenfalls durchschnittlich hektisch zur Sache geht, dürften jene Filmfans, die bisher mit der speziellen Art von Woody Allen nicht zurechtkommen wollten, auch mit „Whatever Works“ nichts anfangen können. Denn wenn auch Allen selbst persönlich nicht als Neurotiker auftritt, so bleibt der Film im Herzen doch ein echter Woody Allen.

Filmografie: Alle Filme von Woody Allen

1969: Woody, der Unglücksrabe
1971: Bananas
1972: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht …
1973: Der Schläfer
1975: Die letzte Nacht des Boris Gruschenko
1977: Der Stadtneurotiker
1978: Innenleben
1979: Manhattan
1980: Stardust Memories
1982: Eine Sommernachts-Sexkomödie
1983: Zelig
1984: Broadway Danny Rose
1985: The Purple Rose of Cairo
1986: Hannah und ihre Schwestern
1987: Radio Days
1987: September
1988: Eine andere Frau
1989: New Yorker Geschichten, dritter Teil Ödipus Ratlos
1990: Verbrechen und andere Kleinigkeiten
1990: Alice
1991: Schatten und Nebel
1992: Ehemänner und Ehefrauen
1993: Manhattan Murder Mystery
1994: Bullets Over Broadway
1995: Geliebte Aphrodite
1996: Alle sagen: I love you
1997: Harry außer sich
1998: Celebrity
1999: Sweet and Lowdown
2000: Schmalspurganoven
2001: Im Bann des Jade Skorpions
2002: Hollywood Ending
2003: Anything Else
2004: Melinda und Melinda
2005: Match Point
2006: Scoop – Der Knüller
2007: Cassandras Traum
2008: Vicky Cristina Barcelona
2009: Whatever Works – Liebe sich wer kann
2010: Ich sehe den Mann deiner Träume
2011: Midnight in Paris
2012: To Rome with love
2013: Blue Jasmine
2014: Magic in the Moonlight
2015: Irrational Man
2016: Café Society
2017: Wonder Wheel
2019: A Rainy Day in New York
2020: Rifkin’s Festival