Eingängiger Soundtrack, lockere Familienunterhaltung und schonungslose Künstlerbiografien – im facettenreichen Musikfilme-Genre ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Insbesondere Schauspieler, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, begreifen dies als Chance. So finden sich im Ensemble der folgenden Filmtipps tatsächlich reichlich Filmstars wieder, die hier den ersten Ruhm einheimsen konnten: Adam Driver aka “Darth Vader” feierte sein Debüt auf der großen Leinwand in einer kleinen Nebenrolle im Coen-Streifen “Inside Llewyn Davis”. Für die Rolle der June Carter (“Walk the Line”) erhielt Reese Witherspoon 2006 zurecht den Oscar. Neben ihr brillierte Joaquin Phoenix als Johnny Cash im Selbstzerstörungsmodus.
Neben herausragenden Einzelleistungen müssen gute Musikfilme auch in Sachen Ausstattung und Tanz-Choreografie zu überzeugen wissen. Wenn alles stimmt, kann Kultstatus erzielt werden. Dies trifft etwa auf die “Blues Brothers” und das Travestie-Musical “The Rocky Horror Picture Show” zu. Darüber hinaus haben so einige Indie-Perlen den Weg in unsere Bestenliste gefunden. Aber schaut selbst…
Elwood (Dan Aykroyd) holt seinen aus dem Gefängnis entlassenen Bruder Jake (John Belushi) ab. Gemeinsam begeben sie sich zum Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen sind. Dort erfahren sie, dass das Waisenhaus schließen muss, wenn fällige Stauerschulden in Höhe von 5.000 Dollar nicht beglichen werden. Elwood und Jake beschließen, ihre alte Band zu reaktivieren, um mit einem Konzert das Geld aufzutreiben. Die Brüder begeben sich auf einen Road-Trip, um die in alle Himmelsrichtungen verstreuten Bandmitglieder zum Mitmachen zu bewegen. Eine Horde Cops und Jakes Ex-Verlobte sorgen dabei für irrwitzigen Trubel.
Was einen Film zu einem Kultfilm macht, ist nicht immer unbedingt leicht zu definieren. Denn was die einen kultig finden, finden andere vielleicht eher doof. Bei „Blues Brothers“ dürften die Meinungen allerdings nicht so weit auseinander gehen. Denn John Landis’ Action-Komödie mit gehörigem Musik-Anteil zählt wohl für die meisten Kino-Interessierten zu den Kultfilmen. Anfang der 80er Jahre sorgte „Blues Brothers“ nämlich für einen wahren Hype und machte Dan Aykroyd und John Belushi zumindest vorübergehend zu Kino-Weltstars.
Allwetter-Sonnenbrillen, unzählige gecrashte Polizei-Autos und ein Soundtrack, der bis heute zu den besten der Filmgeschichte zählt, machen den Film zu einem echten Erlebnis. Dass nebenbei eine ganze Horde von berühmten Schauspielern und Musikern in Gastrollen zu sehen sind, rundet das Gute-Laune-Feuerwerk zuschauerfreundlich ab. Dass die Handlung dabei nur als wenig ernstzunehmendes Vehikel dient, um die bluesgeschwängerten Brüder von einem irrsinnigen Spektakel ins nächste rauschen zu lassen, sollte jedem Kino-Fan von vornherein bewusst sein. Für leise Töne ist hier nämlich kein Platz.
„Blues Brothers“ gehört zu jenen Filmen, die beinahe jeder kennt und die beinahe jeder einmal gesehen hat. Und sollte es dennoch noch jemanden geben, dem aus unbekannten Gründen sein erstes „Blues Brother“-Erlebnis noch bevorsteht, dann kann man ihn nur beglückwünschen. Auf ihn wartet nämlich ein echter Kultfilm – ohne Wenn und Aber.
Musikproduzent Dan Mulligan (Mark Ruffalo) ist seinen Job los und sitzt deprimiert in einer Bar, als er auf Amateur-Sängerin Gretta (Keira Knightley) trifft, die kürzlich von ihrem Freund (Adam Levine) betrogen wurde. Dan ist von Grettas Stimme begeistert und überredet sie, gemeinsam ein Album zu planen. Mit ihrem besten Freund Steve (James Corden) geht Gretta schließlich das Projekt an, während Dan indessen Hilfe benötigt, um sein Privatleben in geordnete Bahnen zu lenken. Bald steht das Album kurz vor der Veröffentlichung – und Gretta vor einer wichtigen Entscheidung.
Einst (2007) sorgte Regisseur John Carney mit seinem Low-Budget-Musikfilm „Once” für Begeisterung bei Cineasten und Kritikern und galt seitdem als neue Hoffnung am Himmel Hollywoods. Unter Zeitdruck hat sich Carney deswegen allerdings nicht setzen lassen. Erst 2013 folgte mit „Can a Song Save Your Life?” die nächste Regiearbeit – ein Film über Musik, versteht sich. Im Gegensatz zu „Once” bewegt sich die Geschichte um Produzent Dan und Sängerin Gretta allerdings auf bewusst seichterem Niveau und ist so einem wesentlich breiteren Publikum zugänglich. Wem „Once” also zu arthausig war, der dürfte dieses Mal auf den Geschmack kommen.
Denn abermals beweißt Carney sein Gespür für das fruchtbare Zusammenspiel von Film und Musik und lässt seine durchaus liebevoll gezeichneten Figuren gekonnt zu ausgewählten, zumeist emotionalen Klängen des Lebens tanzen und singen. Dabei überrascht nicht zuletzt mit Keira Knightley mit ungeahntem musikalischen Talent und gibt an der Seite des gewohnt lässig agierenden Mark Ruffalo eine geradezu beeindruckende Leistung zum Besten. Die zuweilen etwas gefühlsduseligen Zwischentöne sind dabei kaum zu hören und auch die etwas gezwungen wirkende Besetzung von Adam Levine stört die grundlegenden Drehbuch-Harmonien nicht im Geringsten. Wir können Musik-affinen Cineasten „Can a Song Save Your Life?” daher nur empfehlen, zumal der eine oder andere schräge Ton eine Produktion nur interessanter macht – ob bei einem Song oder Film.
Folk-Sänger Llewyn Davis (Oscar Isaac) schlägt sich mit Gelegenheitsgigs durch und schläft die meisten Nächte bei Bekannten auf dem Sofa. Als die Frau (Carey Mulligan) eines seiner Wohltäter von ihm schwanger wird, gerät Davis’ Leben vollends durcheinander. Schließlich begibt er sich mit Jazz-Musiker Roland Turner (John Goodman) auf einen Trip nach Chicago, um dort endlich sein Glück zu finden. Doch der Traum von einer großen Musik-Karriere scheint sich auch in der Großstadt nicht zu erfüllen. Bald stellt sich die Frage, was er mit seinem Leben tatsächlich anfangen will.
4. Walk the Line
Das Biopic zeichnet den Aufstieg der Country-Legende Johnny Cash (Joaquin Phoenix) nach. Der kleine Johnny wächst auf einer Baumwollfarm auf und träumt bereits in jungen Jahren davon, dem Leben als Farmer eines Tages entfliehen zu können. Anfang der 1950er Jahre kauft er sich seine erste Gitarre und beginnt, Songs zu schreiben. Schließlich heiratet er seine Jugendliebe Vivian (Ginnifer Goodwin) und kann bei ersten Auftritten Erfolge feiern. Es folgt der von Drogenabstürzen geprägte Aufstieg in den Musikolymp, während dem er der von ihm bewunderten June Carter (Reese Witherspoon) immer näher kommt.
Legendäre Musiker erhalten irgendwann zwangsläufig eins. Ihr eigenes Biopic nämlich. Jim Morrison hat es Anfang der 90er Jahre mit Oliver Stones „The Doors“ bekommen und Ray Charles Mitte des vergangenen Jahrzehnts mit Tyler Hackfords „Ray“. Da erscheint es nur recht und billig, dass auch der König des Country postum eine filmische Würdigung erfährt, die sich nicht hinter erwähnten Biopics zu verstecken braucht. Denn dank eines glänzend aufgelegten Joaquin Phoenix, der sich scheinbar spielend in die ambivalente Figur des Johnny Cash hineinfinden konnte, gehört „Walk the Line“ zu den unterhaltsamsten Vertretern seiner Zunft.
Dass die Konzertausschnitte vielleicht etwas zu kurz kommen und Regisseur James Mangold seinen Fokus auf das zwiespältige Privatleben Johnny Cashs legt, dürfte nur die wenigsten Cineasten bitter aufstoßen lassen. Cashs ausschweifender Lebenswandel inklusive Drogenabhängigkeit und zahllosen Affären bietet nämlich mehr als ausreichend Stoff, um den Zuschauer mit erinnerungswürdigen Szenen zu versorgen. Dass der Film dabei nicht ohne die eine oder andere (kurze) Länge auskommt, sollte angesichts der zumeist straffen Erzählweise kein relevanter Kritikpunkt sein.
Beinahe alle Musiker-Biopics haben immer das gleiche Problem. Denn Cineasten, die sich nicht für die Musik des behandelten Stars interessieren, finden oftmals nur mit Mühe den Zugang zur filmischen Biografie. Im Falle von „Walk the Line“ sollten allerdings auch all diejenigen den Mut finden, sich dem Film zu widmen, die ansonsten vielleicht nicht so viel mit „Ring of Fire“ und Co. anfangen können. Verdient hätte es das Biopic (und Johnny Cash) nämlich alle Male.
Daniel Daréus (Michael Nyqvist), ein namhafter Dirigent, erleidet während eines Konzerts einen Herzinfarkt und begibt sich zur Erholung zurück an seinen Geburtsort. Dort lernt er Lena (Frida Hallgren) kennen und erfährt, dass sie im dörflichen Kirchenchor singt. Obwohl Daniel zunächst nichts mit dem Chor zu tun haben will, entscheidet er sich schließlich dafür, Kantor zu werden. Nach und nach formt er einen veritablen Chor, der bei einem Gesangswettbewerb antreten soll. Kurz vor dem Auftritt gesteht Daniel Lena seine Liebe – und erleidet einen weiteren Herzinfarkt.
Schweden liegt derzeit voll im Trend. Im Fernsehen haben schwedische Krimi-Serien ähnlich immensen Erfolg wie ihre gedruckten Pendants in den Bestseller-Listen der Buchhändler. Schwedisches Kino führt hierzulande allerdings beim breiten Kino-Publikum eher ein Schattendasein, obwohl gerade die Skandinavier eine bedeutende Kino-Tradition aufzuweisen haben. „Wie im Himmel“ beweist dabei, dass auch neueres schwedisches Kino ein echter Hingucker sein kann. Regisseur Kay Pollak gelingt nämlich das seltene Kunststück, seinen herzerwärmenden Film nicht als bloßes Rührstück wirken zu lassen. Denn trotz der vorhersehbaren Handlung weiß „Wie im Himmel“ mit kleinen aber interessanten Einfällen zu überraschen und gewinnt damit bereits zu Anfang die Gunst des Zuschauers. Dass die beinahe schon philosophische Romantik, in einem abgehalfterten Dorf-Chor und nicht in der großen weiten Welt seine Erfüllung zu finden, mit dem nötigen Fingerspitzengefühl transportiert wird, versteht sich dabei beinahe von selbst.
Wer kleine, ehrliche Filme mag, der kann getrost zu „Wie im Himmel“ greifen. Chormusik-Verächter sollten sich hingegen zweimal überlegen, ob Kay Pollaks Werk das Richtige für sie ist. Denn neben der aufkeimenden Liebesgeschichte zwischen Daniel und Lena spielt die Musik erwartungsgemäß eine Hauptrolle im Film und dürfte wohl nicht jedermanns Sache sein. Aber schwedisches Kino ist derzeit in den meisten Fällen ohnehin nichts für die breite Masse. Etwas Schlechtes muss das bekanntermaßen allerdings nicht bedeuten. Zum Glück für alle Cineasten.
Die Geschichte des Ray Charles Robinson ist keine übliche. Von Geburt an arm, mit sechs Jahren blind, mit fünfzehn Vollwaise und nur ein bisschen später heroinabhängig. Dazu passt dann noch eine Karriere als Musiker, die ihn schließlich weltberühmt machen sollte. Taylor Hackfords Biopic über Soul-Legende Ray Charles verfolgt dessen Weg vom mittellosen, aber talentierten Jungmusiker bis hin zum Aufstieg in den Olymp der Musik-Szene der 1950er bis 70er Jahre.
Nun, man muss nicht unbedingt Böses im Sinn haben, um ohne weiteres zu der Überzeugung zu gelangen, dass Ray Charles kein besonders angenehmer Zeitgenosse war. Unverbesserlich drogenabhängig, untreu, egozentrisch – wohl keine Attribute, die man besonders häufig auf Sympathieträger anwendet. Hier aber muss man einen anderen, mehr weitreichenderen Hebel ansetzen. Wenn man so will den des Sex, Drugs und Souls. Ray Charles nämlich ist wohl in einer Reihe mit Rocklegenden wie Jimi Hendrix, Jim Morrison oder Kurt Cobain zu nennen, selbst wenn er älter als 27 wurde und zudem einem anderen Musikstil frönte. Wenn man jedoch Jamie Foxx, der beinahe unwirklich präzise in die Rolle des Ray Charles schlüpft, beim Musizieren beiwohnt, dann muss ein jeder spüren, dass die Songs Ausdruck größtmöglicher und damit oftmals selbstzerstörerischer Leidenschaft sind. Ray Charles lebte seine Musik – in allen unendlichen Höhen und Tiefen.
Und Hackfords Film unternimmt den durchaus schwierigen (und in vergleichbaren Fällen oftmals gescheiterten) Versuch, dies alles in schwül-bräunlichen Bildern einzufangen, die dem Zuschauer auf dem Sofa die Schweißperlen der Südstaaten auf die Stirn treiben sollen. Und tatsächlich – es gelingt. Denn „Ray“ gehört mit Sicherheit zu den besten Musikerbiographien überhaupt, die es versucht haben, mehr dem flammenden Charakter ihrer Hauptfigur näherzukommen, als bloße chronologische Abhandlung biographischer Fakten zu sein. Dass Foxx 2005 für seine (unerklärlich) großartige Darstellung den Oscar erhielt, versteht sich natürlich von selbst.
Einwanderin Selma (Musikerin Björk) arbeitet unter schwierigen Bedingungen in einer Fabrik, um ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Da sie droht, aufgrund einer Augenkrankheit in Kürze zu erblinden, bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, das nötige Geld für die Operation ihres Sohnes, der unter der gleichen Krankheit leidet, aufzutreiben. Einzig Nachbar Bill (David Morse) vertraut sie ihr schweres Schicksal an und hofft, einen guten Freund gefunden zu haben. Doch schon bald ist ihr Erspartes verschwunden und die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Unter all den polarisierenden Filmen, die Regisseur Lars von Trier bis hierhin fabriziert hat, nimmt „Dancer in the Dark“ fraglos eine ganz besondere Stellung ein. Das Drama stößt den gemeinen Film-Fan nämlich weder mit expliziten Gewalt- oder Sexsequenzen vor den Kopf, noch berechen sich apokalyptische Weltuntergangsfantasien Bahn. Vielmehr steht mit Sängerin Björk die Hauptdarstellerin selbst im Fokus der polarisierenden Betrachtung. Schließlich ist die überartifizielle Pop-Musik-Interpretation der skandinavischen Künstlerin nicht jedermanns Sache. Dabei ist es zwangsläufig, dass mögliche Abneigungen (oder auch Sympathien) unmittelbar auf „Dancer in the Dark“ übertragen werden – von Lars von Trier natürlich im Vorfeld der Produktion nicht übersehen.
Eingefleischten Björk-Fans den Film zu empfehlen, wird somit hinfällig. Vielmehr steht also die Frage im Raum, ob auch Björk-Verächter mit dem Mutter-Sohn-Drama auf ihre Kosten kommen können. Und die einfache Antwort hierauf lautet: Ja, können sie. Denn unabhängig vom eingestreuten Geträller im Musical-Stil bietet „Dancer in the Dark“ eine zutiefst mitreißende Geschichte, die sich nahtlos in Lars von Triers zuweilen verstörende „Golden Heart“-Trilogie einfügt. Dabei überzeugt nicht zuletzt Björks schauspielerische Leistung selbst und steht gemeinsam mit dem hintersinnig konzipierten Drehbuch im Zentrum der Qualitäten. Wir können daher nur jedem Cineasten empfehlen, der ansonsten nicht so viel mit Björk anfangen kann, dem Film eine echte Chance zu geben. Objektiv gesehen, gehört „Dancer in the Dark“ schließlich bis hierhin zu den sehenswerten Filmen von Lars von Trier. Und das soll schon etwas heißen. Trotz Björk.
Du triffst nur einmal die große Liebe deines Lebens, das wissen der junge irische Straßenmusiker und die tschechische Reinigungskraft. Beide treiben verloren durch Dublin, auf der Suche nach Glück, Erfolg und einer vergangenen Liebe. Was sie schließlich zusammenbringt, ist die pure Hoffnung und der Ehrgeiz, einmal mit einer eigenen Platte ganz groß herauszukommen. Glen Hansards Tribut an die Musik und die Liebe ist ein stiller. In seinem Filmdebüt spielt der bekannte irische Singer & Songwriter sich praktisch selbst in seiner Anfangszeit.
Erfolglos tingelt er von Straßenecke zu Straßenecke und verdient sich mit selbstgeschriebenen Songs ein paar maue Ocken, während er von der ganz großen Musikkarriere träumt. Als er eine tschechische Immigrantin und Pianistin (Markéta Irglová) kennenlernt, schöpft er wieder Hoffnung – auf Erfolg, aber auch Hoffnung auf ein Überwinden einer lang verlorenen Liebe. Der Film kommt überraschenderweise mit kargen Bildern der irischen Metropole gut aus, man merkt ihm das kleine Budget an. Aber in den Gesichtern der beiden spiegelt sich resignierte, zugleich immer noch träumerische Ziellosigkeit, die eigentlich jedes weitere Wort überflüssig macht. Die Songs, die übrigens von Hansard und Irglová selbst geschrieben wurden (beide Sänger sind auch im echten Leben Musikkollegen), runden „Once“ zu einem wunderschönen kleinen melodischen Stück ab. Vermutlich wird er niemals groß rauskommen, aber umso kostbarer bleibt dieses filmische Kleinod.
Der berühmte Dirigent Pierre Morhange (als Kind: Jean-Baptiste Maunier) erfährt vom Tod seiner Mutter und kehrt zur Beerdigung nach Frankreich zurück, wo er auf seinen Jugendfreund Pépinot (als Kind: Maxence Perrin) trifft, mit dem er sich anhand des Tagesbuchs des Erziehers Clément Mathieu (Gérard Jugnot) auf eine imaginäre Reise in ihre gemeinsame Vergangenheit im Internat für schwer erziehbare Jungen begibt, in dessen tristem Alltag der Musikunterricht des Monsieur Mathieu den einzigen Lichtblick darstellt.
„Die Kinder des Monsieur Mathieu“ spielt im Jahre 1949 im Internat „Fond de l’Étang“, wo Clément Mathieu als arbeitsloser Musiker die Stelle eines Erziehers übernimmt und gleich am ersten Tag auf eine Szene trifft, die exemplarisch für den melancholisch sensiblen Grundtenor des Filmes steht: Der kleine Pépinot steht in eisiger Kälte am Eingangstor und gibt zu verstehen, dass er auf Samstag warten würde; den Tag, an dem ihn sein Vater angeblich abholen will. Dass dies niemals geschehen wird und jeder einzelne der Jungen gleichzeitig unter seinem persönlichen Schicksal, der Einsamkeit und der strengen Regentschaft des Internatsdirektors Rachin (François Berléand) zu leiden hat, wird sehr schnell klar. Also versucht Mathieu, den Jungen über das gemeinsame Singen im Chor neue Lebensfreude und Hoffnung zu geben, was sich durch mehrere Zwischenfälle und nicht zuletzt Rachin selbst als schwieriges Unterfangen erweist und schließlich zur Entlassung Mathieus führt.
Tragend in diesem Film ist neben der Besetzung vor allem die anrührende Knabenchor-Musik, die von Les Petits Chanteurs de Saint-Marc (Die kleinen Sänger von Sankt Markus) stammt, ein Chor, deren Mitglieder alle Schüler des Saint-Marc-Zentrum bei Lyon sind, bei dem auch der Darsteller des Pierre Morhange, Jean-Baptiste Maunier, seine Karriere begann. Absolut sehenswert – traurig schön.
Nach einem psychischen Zusammenbruch erzählt Komponist Antonio Salieri (F. Murray Abraham) einem Priester seine Lebensgeschichte und offenbart in der Folge seine lebenslange Feindschaft zu Konkurrent Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce). Kann sich Salieri zu Beginn noch einen Namen als Hofkomponist in Wien machen, gerät seine musikalische Autorität nach der Ankunft Mozarts in Gefahr. Mozarts Talent und Temperament sorgen nämlich bald für Aufsehen und stellen Salieris Wirken in den Schatten. Letztlich sieht der in seiner Eitelkeit gekränkte Komponist nur noch einen Weg, Mozart wieder vom Thron zu stoßen.
Es soll ja nicht wenige Menschen geben, die „Amadeus“ als Tatsachenbericht begriffen und Mozart bis zum heutigen Tage als rotzgöriges Genie vor Augen haben, das dem verzweifelten Salieri das Leben zur Hölle gemacht hat – rauschhafte Bühnen-Auftritte à la Jerry Lee Lewis inklusive. Dass sich Milos Formans spezieller Blick auf einen der wichtigsten Komponisten der Weltgeschichte derart existenziell in das allgemeine Bewusstsein eingraben konnte, beweist auf einen Schlag die einzigartige Qualität des Kult-Films.
Neben der detailliert-liebevollen, trotz aller humoristischen Einlagen klassisch anmutenden Inszenierung sind es insbesondere die spielfreudigen Auftritte von Tom Hulce und F. Murray Abraham, die „Amadeus“ über die gesamte Spieldauer hinweg in der Spur halten und eine denkwürdige Szene nach der anderen kreieren. Hulce liefert eine einzige Glanzleistung ab und hat sich trotz einer allenfalls durchwachsenen Karriere so ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt. Dass Milos Forman das Leben und Wirken Mozarts in ein flippiges Abenteuer verwandelt hat, dürfte zwar den einen oder anderen konservativ eingestellten Verfechter der Wiener Klassik brüskieren. Alle anderen können sich jedoch auf den unterhaltsamsten Mozart aller Zeiten freuen, der auch jenen Cineasten ein dauerhaftes Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte, die in ihrer Freizeit vielleicht eher selten mit Partituren herumhantieren.
Gehören Musiker-Biopics zumeist zur Kategorie „Dramen mit Todesfolge“, in denen die rauschhaften Züge der Protagonisten nicht selten ins Düstere abdriften, bildet „Amadeus“ in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Denn trotz der vermittelten Rock-Star-Attitüde Mozarts verbleibt der Film im Großteil in eher nüchtern-narrativen Gefilden.
Teddy Schu (Helge Schneider) hält sich mit mehreren Nebenjobs wie Fischverkäufer, Callboy und Zeitungsausträger über Wasser, findet seine wahre Erfüllung aber beim Musizieren in einem Jazzclub, der davon bedroht ist pleitezugehen.
Liebhaber des Schneiderschen Humors kommen um diesen gewohnt abgedrehten und mit vielseitiger Musik bestückten vierten Film des Allround-Talents nicht herum. Helge Schneider ist verantwortlich für Drehbuch, Regie und Musik und übernimmt, einmal mehr, zusätzlich gleich mehrere Rollen. „Jazzclub“ ist ein tiefer Griff in Helge Schneiders schier unerschöpfliche Ideenkiste der Albernheiten, der sich in so gefälligen Namen wie der Agentur Señora Fuck, für die Teddy Schu u.a. tätig ist, oder auch der Nebenrolle des Pflasterverkäufers (Peter Thoms) mit dem Werbeslogan „Zwei Meter – zwei Mark!“ manifestiert.
Ruhepol im chaotischen Leben des Teddy Schu bildet – neben dem amnestischen Obdachlosen Charly (Charlie Weiss) – der Jazzclub, in dem er sich gemeinsam mit seinen Freunden, dem Schlagzeuger Howard Risk (Pete York) und dem Bassisten Steinberg (Jimmy Woode), dem Traum verschrieben hat, einmal mit dem Jazz-Schlagzeuger Earl Mobileh zu spielen. Kehrt der Film mit dem Alkohol-Tod des Clubbesitzers Willi (Horst Mendroch) für einen kurzen Moment auf den Boden der Tatsachen zurück, folgt mit dem anschließenden Schlussteil gleich wieder der Gipfel der übersteigerten Absurdität: Ein UFO mit grünen Aliens lädt das Jazz-Trio zusammen mit dem Bruder des verstorbenen Clubbesitzers und dem Obdachlosen zum Mitkommen und Musizieren ein, woraufhin letzterer, überraschend seiner Amnesie entledigt, seine wahre Identität erkennt: Earl Mobileh. Eine bizarre wie musikalische Komödie in bester Helge Schneider-Manier.
Mitte der 1980er: Der 15-jährige Conor (Ferdia Walsh-Peelo) lebt gemeinsam mit seiner Familie in Dublin. Aufgrund der elterlichen Finanzprobleme muss Conor sein Privatinstitut verlassen und wechselt auf eine staatliche Schule, wo er sich in der Rolle des Außenseiters wiederfindet. Um der beliebten Raphina (Lucy Boynton) zu imponieren, bietet er ihr an, im nächsten Musikvideo seiner Band aufzutreten. In der Folge stellt er mit Mitschüler Darren und seinem älteren Bruder Brendan eine typische 80er-Band auf die Beine und beginnt, eigene Lieder zu schreiben. Und tatsächlich winkt schon bald der erste Auftritt.
Dass Coming-of-Age- und Musikfilm eine fruchtbare Symbiose eingehen können, ist seit „Almost Famous“ nur noch eine Binsenweisheit. Und dass Regisseur John Carney seit „Once“ und „Can a Song Save Your Life“ zu den Größen des Musikfilm-Genres gehört ebenso. So kommt in „Sing Street“ gewissermaßen zwangsläufig eins zum anderen. Während sich „Almost Famous“ einst der Rockmusik der 70er verschrieb, steht in „Sing Street“ der Pop der 80er-Jahre im Mittelpunkt und bildet so etwas wie den atmosphärischen Kitt, der die Figuren und den an sich harmlosen Plot zu einem der sehenswertesten Coming-of-Age-Filme der letzten Jahre vermengt. Dabei ist es noch nicht einmal hinderlich, wenn sich die eigenen Berührungspunkte mit „The Cure“, „The Clash“ oder „Spandau Ballet“ in Grenzen halten.
In erster Linie ist „Sing Street“ nämlich an seinen (zumeist) verschrobenen Figuren interessiert und funktioniert mehr als leichtfüßiger Film über die Jugend, als tatsächlich popkulturelle Diskurse zu verarbeiten. In diesem Sinne trägt der Film keinerlei satirische Zwischentöne in sich und nimmt seine liebenswerten Protagonisten mit einem wohlgemeinten Augenzwinkern durchaus ernst. Da Hauptdarsteller Ferdia Walsh-Peelo in seiner ersten Filmrolle überhaupt zudem eine wahre Glanzleistung abliefert, steht der Freude über den bis hierhin wohl reifsten Film von John Carney nichts mehr im Wege. Wir sagen: Für Fans von musikalischen Coming-of-Age-Filmen ist „Sing Street“ neben „Almost Famous“ der neue Stern am Genre-Himmel.
Stephen Daldrys Regie-Debüt begleitet den Halbwaisen Billy bei dessen Versuch, aus dem tristen und Streik geplagten Arbeiterviertel auszubrechen und seinen neu gefundenen Lebenstraum von einer Tanzkarriere umzusetzen. Der Film beleuchtet den Weg des 11-jährigen Protagonisten auf vielseitigen Ebenen und entwickelt dadurch einen ganz eigenen Sog, den Jamie Bell durch seine großartige Leistung überzeugend aufnehmen kann.
Neben der ganz persönlichen Lebenssinnkrise, die Billy mit sich selbst auszumachen hat, sieht er sich gleichzeitig dem strengen Vater und Bruder gegenüber, deren Leben von Arbeit und Ernährung der mutterlosen Familie geprägt und frei von jeglichen Träumen ist. Hinzu kommt das gleichermaßen vorurteilsgeladene wie hoffnungslose Umfeld, das neben Billy auch seinem besten Freund Michael (Stuart Wells) zu schaffen macht, dessen Homosexualität innerhalb der Filmentwicklung mehr und mehr hervortritt. Die Geschichte von Billy Elliot ist sensibel und brutal zugleich und dabei in Teilen so traumwandlerisch umgesetzt, dass sie einem modernen Märchen gleicht. Trotz der ernsten und deprimierenden Themen schafft es dieser Film, dem Zuschauer hin und wieder ein bitteres Schmunzeln hervorzulocken, und überzeugt darüber hinaus durch eine perfekt abgestimmte Licht- und Bildatmosphäre, welche die steinern graue Kulisse fast romantisch wirken lässt.
Einst war Nathaniel Ayers (Jamie Foxx) ein begabter Cellist, dem eine große Karriere als Musiker bevorstand. An Schizophrenie erkrankt, lebt er allerdings mittlerweile als Obdachloser auf den Straßen von Los Angeles. Als Kolumnist Steve Lopez (Robert Downey Jr.) auf ihn trifft, beginnt er die Geschichte des Abgestürzten aufzuarbeiten und freundet sich mit ihm an. Er veranlasst, dass Nathaniel Medikamente einnimmt und versucht, ihn ins normale Leben zurückzuführen. Doch für Nathaniel scheint einzig und allein noch die Musik in der Lage, seinem Leben Halt zu geben.
Obwohl sich Joe Wriths beeindruckendes Drama nicht gänzlich unfallfrei durch die knapp 120 Minuten Spielzeit manövriert und in ausgewählten Moment im Umgang mit seinem Protagonisten etwas ungelenk anstellt, dürfte „Der Solist“ bei den meisten Cineasten einen (positiv) bleibenden Eindruck hinterlassen. Grund hierfür ist vor allem das außerordentlich mitreißende Spiel von Jamie Foxx, der ähnlich wie in seiner Rolle als Ray Charles im Biopic „Ray“ brilliert und seiner Figur eine tragisch anmutende Tiefe verleiht, die es braucht, damit der Film seine berührende Wirkung erzielen kann.
Aufgrund der stimmig eingeflochtenen Rückblenden, in denen die Anfänge von Nathaniels Niedergang dokumentiert werden, erhält der Zuschauer einen allumfassenden Einblick in das traurige weil unvermeidlich erscheinende Schicksal eines Hochbegabten, der durch das soziale Raster fällt und damit seinem ganz persönlichen Untergang geweiht ist. Denn weniger als sozial geprägtes Rührstück versteht sich der Film als psychologische Studie über ein von Krankheit gezeichnetes Individuum und seinen letztendlich wenig beholfenen Retter.
Ähnlich wie in der Literatur ist die Schizophrenie auch im Film ein nicht gerade selten vorkommendes Leitmotiv. Wer sich für die verschiedenen filmischen Darstellungsformen der Krankheit interessiert, dem sei an dieser Stelle der deutsche Film „Das weisse Rauschen“ empfohlen, in dem Daniel Brühl als angehender Student nach Köln zieht, um letztendlich von der Krankheit an den Rand des Wahnsinns gebracht zu werden.
Emmet Ray (Sean Penn) ist ein Säufer, Frauenheld und der zweitbeste Jazz-Gitarrist der Welt. In den 1930er Jahren gibt es nur einen Gitarristen, der besser mit seinem Instrument umgehen kann: Django Reinhardt. Vor ihm hat Ray einen Heidenrespekt und fällt auch schon mal in Ohnmacht, kommt er ihm zu nahe. Doch im Grunde bestimmen vor allem die Frauen Emmet Rays Leben. Ist es erst die geistig zurückgebliebene Hattie (Samantha Morton), mit der Ray eine ungewöhnliche Beziehung verbindet, treibt es ihn schließlich in die Arme von Schriftstellerin Blanche (Uma Thurman).
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