Martin Scorsese – Meister des Gangsterfilms

Martin Scorsese
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Martin Scorsese zeichnet sich für einige der berüchtigtsten Hollywood-Filme überhaupt verantwortlich. Neben einer Reihe stilbildender Mafia-Filme wie „Good Fellas” oder „Casino” gehören Meisterwerke wie „Taxi Driver” oder „Die letzte Versuchung Christi” fraglos zu den besten Filmen aller Zeiten. Scorsese-Fans verehren dabei vor allem die in Zusammenarbeit mit Robert De Niro entstandenen Filme, mit dem der italienischstämmige Regisseur bisher acht Filme verwirklichte.

Die in den letzten zehn Jahren entstandenen Filme mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle hatten zwar ungebrochenen Erfolg an den Kinokassen, reichen allerdings nicht an die künstlerische Qualität der früheren Scorsese-Werke heran. Gemeinsam mit Francis Ford Coppola zählt Scorsese zu den wichtigsten Vertretern des New Hollywood, das in den 1960er und 70er Jahren das Hollywood-Kino in Anlehnung an europäische Vorbilder wie etwa die Nouvelle Vague revolutionierte. Heute gilt Martin Scorsese weltweit als einer der wichtigsten noch lebenden Regisseure.

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Die 5 besten Filme von Martin Scorsese

1. Taxi Driver

Ist Travis Bickle ein Wahnsinniger? Jemand, der den Schmutz und den in ihm aufsteigenden Ekel vor der Mutation Großstadt nicht aushält und infolgedessen Amok läuft, ohne bemerkt zu haben, dass er selbst Teil des Ganzen ist? Martin Scorsese und Drehbuchautor Paul Schrader machen es einem nicht unbedingt leicht, diese und andere sich bietende Fragen mit einer klaren Antwort zu versehen.

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Sicher ist, Travis ist einsam – und das gleich in mannigfaltiger Art und Weise. Außerhalb stehend von Gesellschaft, Politik und zwischenmenschlichen Beziehungen steigert er sich in einen Hass auf die Menschheit an sich, die übergreifend korrupt, gewalttätig und entartet anmutet – zumindest aus Travis’ persönlicher Sicht. Der Film nämlich bleibt subjektiv, beschreibt mittels Travis’ Tagebucheinträgen seine zunehmend fatalistischer werdende Weltsicht, in der er sich als vermeintlich moralisch Überlegener dazu berufen sieht, sich gegen das Unrecht und die Heuchelei seiner Umgebung zur Wehr zu setzen.

Mag man über die neueren Scorsese-Filme denken, was man will – „Taxi Driver“ gehört ohne Zweifel zu den großen Filmen des New Hollywood. In groben, zuweilen an die Nouvelle Vague erinnernden Bildern erzählt „Taxi Driver“ die Geschichte seines zerrissenen, nur in sich lebenden Protagonisten, ohne dabei jemals den Blick für das Ganze zu verlieren. Nie nämlich wurde New York gleichermaßen finster wie ekelerregend in Szene gesetzt, was dem Film eine Nachwirkung verleiht, die so manchem neueren Scorsese-Projekt gut zu Gesicht stünde.

2. Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia

Wäre man über Gebühr ungerecht, könnte man leichthin behaupten, „GoodFellas“ sei der kleine ungepflegte Bruder von Francis Ford Coppolas „Der Pate“. Da diese Gegenüberstellung jedoch nur unzureichend Martin Scorseses wohl besten Mafia-Film charakterisiert, sollen die Schergen um Vito Corleone in der Folge auch keine weitere Beachtung finden. „GoodFellas“ nämlich ist keiner jener Filme, die sich über andere definieren müssen.

Scorseses Mafia ist schmutzig, brutal und selbstgerecht. Und wenn solche Attribute von Schauspielern wie De Niro, Liotta und Pesci dem Zuschauer näher gebracht werden sollen, dann besteht kein Zweifel, dass in dieser Konstellation Großes vollbracht wird. Die eindringliche Selbstverständlichkeit, mit der die Schauspieler die moralisch fragwürdigen Motivationen ihrer Figuren darstellen, ist mit das Beeindruckendste, was die Filmgeschichte zu bieten hat.

Bei derartig mitreißender, schlüssig düster anmutenden Authentizität wünscht man sich zuweilen sogar, Scorsese hätte den kompromisslosen Mut besessen, seinen Film gänzlich dem Epischen hinzugeben und in Leone-Manier an der 200 Minuten-Grenze gekratzt. Aber auch in den knapp drei Stunden Spielzeit wird alles Nötige erzählt, was es braucht, um den Zuschauer mit offenem Mund auf seinen Fernseher starren zu lassen.

Dass Pesci für seine Darstellung des gewissenlosen Tommy DeVito seinen einzigen Oscar erhielt, war ohne Zweifel eine bedingungslose Konsequenz – dass Scorsese selbst aber nicht für „GoodFellas“ sondern für „Departed“ eine jener begehrten Trophäen überreicht bekam, ist natürlich aus heutiger Sicht mehr als ein schlechter Scherz.

3. Casino

Auch wenn natürlich das Setting ein anderes ist, könnte man leicht zur Überzeugung geraten, „Casino“ sei „Good Fellas“ – nur ohne Ray Liotta. Aber dass sich Scorseses Mafia-Epen in Sachen Dramaturgie, Schauspieler und Musik einander sehr ähnlich sind, muss nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten und bedeutet es auch nicht.

„Casino“ mutet nämlich wie der etwas erwachsenere Bruder seines inoffiziellen Vorgängers von 1990 an und besticht vor allem durch einen eleganteren Stil und authentisches Las Vegas-Flair à la Martin Scorsese. Hier wird besonderer Wert auf die Atmosphäre gelegt und sich die Zeit genommen, die Umstände und Zustände auszubreiten, in denen Ace und Nicky zu großen Fischen im Mafia-Teich werden und letztendlich an Machtgier und Misstrauen scheitern.

Beinahe in sturer Eleganz verfolgt Scorsese seine Protagonisten bei der Arbeit und offenbart damit in grandioser Art und Weise die ganze Wahrheit hinter dem Erfolg der Gangster. Dass De Niro und Pesci als eingespieltes Mafia-Traumduo auch in „Casino“ funktionieren, ist nicht nur reine Formsache, sondern für jeden Cineasten ein wahres Vergnügen, da das Milieu der Mafia eben das ist, in dem beide Schauspieler gewissermaßen zu Hause sind.

Betrachtet man es nüchtern, ist „Casino“ zwar nur eine weitere Geschichte, die den Aufstieg und Fall ihrer Protagonisten im Mafia-Milieu nachzeichnet, allerdings bedeutet diese Geschichte für nicht wenige eben DEN Scorsese-Film schlechthin. Denn stilbewusster war Scorsese bis hierhin noch nie und wird es wohl auch zukünftig nicht mehr werden.

4. Shutter Island

„Shutter Island“ ist der vierte gemeinsame Film von Kult-Regisseur Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio. Nach den Gangsterfilmen „Gangs of New York“ und „Departed“ sowie dem Biopic „Aviator“ wagt sich „Shutter Island“ allerdings auf gänzlich neues Terrain. Teddy Daniels mysteriöser Aufenthalt auf der gleichnamigen Insel wirkt nämlich auf den ersten Blick so gar nicht wie ein typischer, geradliniger Scorsese-Film.

Der 2010 erschienene Psycho-Thriller stellt es sich nämlich zur Aufgabe, seinen zunehmend paranoider werdenden Protagonisten zu charakterisieren – mit all seiner Verwirrung, Furcht und Vorahnung, die sich nach und nach auf den Zuschauer übertragen und „Shutter Island“ mit zunehmender Dauer immer gefährlicher wirken lassen. Denn Teddy Daniels Ermittlungen sind derart atmosphärisch in Szene gesetzt, dass es nicht wenige Cineasten zum Gruseln bringen wird. Zwar könnte man einwenden, der Film übertreibe in seinen schlechteren Momenten das düstere Säbelrasseln etwas, allerdings liegt es nicht zuletzt an einem grandiosen Leonardo DiCaprio, dass der Film zu keinem Zeitpunkt aus der Spur gerät.

Angesichts der tollen Regie, dem tollen Hauptdarsteller und der tollen Atmosphäre könnte „Shutter Island“ ein nahezu perfekter Film sein. So manch ein kundiger Cineast dürfte allerdings zumindest in Teilen die Nase rümpfen. Denn die Schlusswendung – ohne zu viel zu verraten – ist keine besonders originelle und wurde so oder so ähnlich bereits in einer Vielzahl von Psycho-Thrillern aus dem Hut gezaubert. Besser als die meisten Genre-Kollegen ist „Shutter Island“ insgesamt aber alle Male. Ein Scorsese verlernt es eben nie.

5. Departed – Unter Feinden

Regisseur Martin Scorsese ist, wenn es um Gewalt geht, nicht zimperlich, das wissen wir nicht zuletzt seit „Gangs of New York“. In seinem rasanten Thriller „Departed – Unter Feinden“, das ein Remake des in Hongkong spielenden Actionfilms „Infernal Affairs“ ist, wird nun das Fleischermesser im Küchenfach gelassen und stattdessen zu Handy und Halbautomatik gegriffen.

Matt Damon und Leonardo DiCaprio mimen Undercover-Agenten zweier verfeindeter Systeme: Gesetz (Alec Baldwin und verdammt miesgelaunt: Mark Wahlberg) und Verbrechen (Jack Nicholson). Um in diesem tödlichen Spiel nicht aufzufliegen, verwickeln sie sich immer tiefer in gefährliche Machenschaften. Dabei steigt den beiden Agents das Versteckspiel allmählich zu Kopf, als beide Parteien erfahren, dass ein Maulwurf in den eigenen Reihen gräbt.

Mit unglaublicher Spannung bis zur aller letzten Minute und so einigen unverhofften Wenden rast der Film in Turbogeschwindigkeit gen Ende zu, was selbst noch einmal für eine interessante Überraschung sorgt. Mit einem dampfenden Kessel voller Top-Schauspieler, verdammt viel scharfer Munition und einem rotzigen Schlagabtausch nach dem anderen haben wir es hier mit einem Film zu tun, der in Sachen Hochdruck und Kraftvokabular noch seinen Meister sucht.

Filmografie: Alle Filme von Martin Scorsese

1967: Who’s that knocking at my door?
1972: Die Faust der Rebellen
1973: Hexenkessel
1974: Alice lebt hier nicht mehr
1976: Taxi Driver
1977: New York, New York
1980: Wie ein wilder Stier
1983: King of Comedy
1985: Die Zeit nach Mitternacht
1986: Die Farbe des Geldes
1988: Die letzte Versuchung Christi
1989: New Yorker Geschichten
1990: Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia
1991: Kap der Angst
1993: Zeit der Unschuld
1995: Casino
1997: Kundun
1999: Bringing Out the Dead – Nächte der Erinnerung
2002: Gangs of New York
2004: Aviator
2006: Departed – Unter Feinden
2010: Shutter Island
2011: Hugo Cabret
2013: The Wolf of Wall Street
2016: Silence
2019: The Irishman
2023: Killers of the Flower Moon

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