Gleich eine ganze Reihe der bekanntesten Filme des 20. Jahrhunderts stammt aus der Feder Sergio Leones. Mit zynischen Western wie „Eine Handvoll Dollar” oder episch angelegten Werken wie „Spiel mit das Lied vom Tod” begründete Leone das Genre des Italo-Western und war gleichzeitig dessen wichtigster Vertreter.
Die insgesamt sechs Filme der „Dollar-„ und „Amerika-Trilogie” gelten als Meilensteine der Filmgeschichte und machen Sergio Leone zu einem der wichtigsten Regisseure der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. So hat niemand Geringeres als Hollywood-Legende Clint Eastwood ihm seine Karriere zu verdanken, der die Kultfigur des wortkargen und namenlosen Westernhelden in „Eine Handvoll Dollar” erfand. Unvergessen bleibt ebenso Leones letzter vollendeter Film „Es war einmal in Amerika”, der zu den größten Gangster-Filmen der Geschichte zählt.
Die besten Filme von Sergio Leone
Zwei glorreiche Halunken
Obwohl der sprichwörtliche Volksmund stets propagiert, „Spiel mir das Lied vom Tod“ sei DER Über-Italo-Western, ist es eigentlich „Zwei Glorreiche Halunken“, der sich diese Spitzenposition verdient. Der Abschluss von Sergio Leones „Dollar-Trilogie“ ist nämlich der stilistische Höhepunkt des Italo-Western-Genres und gehört damit gleichzeitig zu den filmischen Aushängeschildern des 20. Jahrhunderts. Mit Eastwood, Lee van Cleef und Elli Wallach spielen zudem nicht umsonst drei Protagonisten des Genres die Hauptrollen. Kurz gesagt: „Zwei Glorreiche Halunken“ vereint alle Vorzüge einer ganzen Film-Dekade auf sich und überzeugt durch seine bis heute unerreichte Atmosphäre, die sich im Zusammenspiel mit Ennio Morricones stilbildender Musik zu etwas ganz Großem verdichtet. Filme von einem ähnlichen Schlage lassen sich in der Film-Historie nämlich ohne Weiteres nur sehr wenige ausmachen. Daher ist es auch kein Wunder, dass Leones Meisterwerk bis zum heutigen Tage weit über die Genre-Grenzen hinausstrahlt und quasi zum Anschauungsobjekt geworden ist, wie ein episch angelegter Film auszusehen hat.
„Zwei Glorreiche Halunken“ echten Western-Fans ans Herz zu legen, macht keinen Sinn. Die kennen den Film nämlich schon. Daher sei der Film vielmehr interessierten Cineasten empfohlen, die auf der Suche nach einem Glanzstück mit filmhistorischer Bedeutung sind und Italo-Western womöglich bisher gänzlich außen vor gelassen haben. Dabei hat das Genre mit (ausgewählten) Werken eines Sergio Corbuccis oder Sergio Sollimas noch einige weitere mehr als sehenswerte Hochkaräter in der Hinterhand.
Spiel mir das Lied vom Tod
„Spiel mir das Lied vom Tod“ ist ohne Frage der berühmteste Italo-Western der Filmhistorie und zählt neben „Zwei glorreiche Halunken“ und „Es war einmal in Amerika“ wohl zu Sergio Leones Hauptwerken. Und dabei nahm das Publikum den Film seiner Zeit äußerst kritisch auf und konnte sich nach den harten Eastwood-Western der „Dollar-Trilogie“ nicht mit den eher epochalen Ausschweifungen des Films anfreunden. Doch zum Glück besannen sich Publikum und Kritiker eines Besseren, denn heute nennt man „Spiel mir das Lied vom Tod“ in einem Atemzug mit den besten Filmen aller Zeiten.
Dazu hat nicht zuletzt die weltberühmte Melodie beigetragen, die der wortkarge Charles Bronson seiner Mundharmonika entlockt und damit nicht nur eingefleischte Western-Fans begeistert. Dass Henry Fonda zudem als skrupelloser Mörder gegen den Strich besetzt wurde, da er zuvor ausschließlich den patriotischen Amerikaner mimen durfte, stellt darüber hinaus ein Glücksgriff dar. Denn Fonda fand in der Figur des perfiden Sadisten Frank wohl die Rolle seines Lebens, was nicht zuletzt an seinen Gegenspielern liegt. Mit Bronson, Robards und Claudia Cardinale stehen ihm nämlich gleich drei Stars ihrer Zeit gegenüber, die aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ ein unvergleichliches Meisterwerk werden ließen.
Es stellt eine mehr oder minder kuriose Tatsache dar, dass Western-Held und Leone-Kumpel Clint Eastwood nicht im bekanntesten und vielleicht besten Western Sergio Leones mitspielt – ein eigentlich geplanter Cameo-Auftritt gemeinsam mit den Protagonisten aus „Zwei glorreiche Halunken“ kam aus Zeitgründen nicht zu Stande. Dies darf jedoch selbst den Eastwood-Fans keine Ausrede sein, „Spiel mir das Lied vom Tod“ nicht gesehen zu haben.
Für eine Handvoll Dollar
„Für eine Handvoll Dollar“ ist so etwas wie der Ur-Vater des Italo-Westerns. Denn mit dem zynischen Reißer erschuf Sergio Leone zum einen den Prototyp des Anti-Helden-Westerns und machte zum anderen einen gewissen Clint Eastwood über Nacht zum gefeierten Star. Der Beginn der Dollar-Trilogie ist somit von enormer filmhistorischer Bedeutung und gehört zweifellos zu den wichtigsten Genre-Filmen des vergangenen Jahrhunderts. Dass neben einem ungewaschenen, wortkargen Clint Eastwood die unverwechselbaren Klänge von Ennio Morricone für die entsprechende Atmosphäre sorgen, versteht sich von selbst und lässt keine Fragen offen. Denn anstatt einer ausgefeilten Story bietet der Film wie von Leone gewohnt eine stilbildende Einstellung nach der anderen, wenngleich „Für eine Handvoll Dollar“ ungleich ungestümer wirkt als alle späteren Werke des Meisterregisseurs. Somit nimmt der Film auch in der persönlichen Filmografie Leones eine ganz besondere Stellung ein.
Wer Gefallen am Auftakt findet, der sollte natürlich ebenso die beiden übrigen Teile der Dollar-Trilogie anschauen. Denn „Für ein paar Dollar mehr“ ist nicht minder sehenswert und „Zwei glorreiche Halunken“ ist für nicht wenige gar der beste Western aller Zeiten. Somit sollte auch für den letzten ersichtlich werden, dass „Für eine Handvoll Dollar“ nicht nur irgendein Film ist, sondern der Beginn einer ganzen Epoche, die in der Folge eine Reihe von Meisterwerken hervorbringen sollte, die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben.
Es war einmal in Amerika
Wenn Sergio Leone einen Film drehte, dann machte er keine halben Sachen. Und wenn das heißt, dass ein Film eben über 200 Minuten lang sein muss, dann hat das alles seine Richtigkeit. Und neben all den episch angelegten Filmen, die die Filmgeschichte bisher anzubieten hat, ist „Es war einmal in Amerika“ eben DAS Epos, das nicht wenige in die Top 3 der besten Filme aller Zeiten wählen würden, machte man sich den Aufwand, danach zu fragen. Hier nämlich wird sich endlich einmal die Zeit genommen, ein Leben in aller Gründlichkeit darzulegen, mit all den Träumen, all den Rückschlägen und mannigfaltigen Veränderungen, die ein Mensch eben in seiner Zeit auf dieser Welt durchlebt – und wenn es sich dabei auch noch um so ein erzählenswertes Leben wie das des Ganoven Noodles handelt, dann besteht kein Zweifel, dass jede einzelne Minute des Films gerechtfertigt ist.
Ennio Morricones gewöhnungsbedürftige Filmmusik gibt dem Meisterwerk dann noch zusätzlich eine ganz besondere Note, sodass heute ein jeder Cineast mehr mit einem weinenden Auge auf den Abschluss Leones Amerika-Trilogie schaut – eben weil er genau weiß, dass die Zeit, in der derart Außerordentliches erschaffen wurde, schon eine ganze Weile zurückliegt und womöglich niemals wieder kommt. Und selbst weniger Film interessierten ist dieses Werk ein Begriff, ganz so wie es sich für Protagonisten einer Kunstform gehört.
Filmografie: Alle Filme von Sergio Leone
1954: Hanno rubato un tram
1955: Die schöne Helena
1959: Ben Hur
1959: Die letzten Tage von Pompeji
1960: Der Koloß von Rhodos
1964: Für eine Handvoll Dollar
1965: Für ein paar Dollar mehr
1966: Zwei glorreiche Halunken
1968: Spiel mir das Lied vom Tod
1971: Todesmelodie
1973: Mein Name ist Nobody
1975: Nobody ist der Größte
1984: Es war einmal in Amerika
5 Dinge, die du noch nicht über Sergio Leone wusstest
1. Er entdeckte Clint Eastwood
Clint Eastwood (“Gran Torino”) hat seine immense Karriere in erster Linie Sergio Leone zu verdanken. Dieser entdeckte ihn Mitte der 60er Jahre, nachdem er bereits einige Jahre in einer US-Western-Fernsehserie spielte und besetzte ihn als Hauptrolle in seinem Western “Für eine Handvoll Dollar. Es folgten die Fortsetzungen “Für ein paar Dollar mehr” und “Glorreiche Halunken”.
2. Er hat Eastwood seine hohe Gage nicht gegönnt
Als Clint Eastwood auch für “Glorreiche Halunken” zusagte, ärgerte sich Sergio Leone sehr darüber, dass dieser stolze 250.000 Euro Gage plus 10 Prozent der weltweiten Einspielergebnisse verlangte – schließlich war Eastwood “seine Entdeckung”. Leone wollte die Hauptrolle daraufhin sogar umbesetzen, blieb letztendlich aber doch bei Eastwood. Nach dem Dreh des Films galt die Beziehung zwischen den beiden Männern als zerrüttet.
3. Seine Filme wurden in den USA radikal gekürzt
Obwohl Sergio Leone mit “Spiel mir das Lied vom Tod” einen Kassenschlager in Europa hinlegte, entschied man sich dazu, den rund dreistündigen Film in den USA massiv zu kürzen – um rund 25 Minuten. Noch schlimmer sah es bei “Es war einmal in Amerika” aus, wo fast der halbe Film der Schere zum Opfer fiel und zusätzlich die Szenenfolge verändert wurde. Die erzählte Geschichte ergab dadurch kaum noch einen Sinn, was Leone regelrecht auf die Palme trieb.
4. Er war schon in der Schule mit Ennio Morricone befreundet
Sergio Leone besuchte dieselbe Schule wie der namhafte Filmkomponist Ennio Morricone. Letzterer lieferte ihm später auch die Filmmusik zu “Zwei glorreiche Halunken”, die maßgeblich zum Erfolg des Westerns beitrug.
5. Er ist auch nach seinem Tod ein großes Vorbild
Sergio Leone wird nach wie vor von zahlreichen Schauspielern und Regisseuren als ihr großes Vorbild genannt. Einer der größten Fans des Italieners ist sicherlich Quentin Tarantino, der dies bereits in zahlreichen Interviews erwähnte und auch in seinen eigenen Filmen die unverkennbare Kameraeinstellung von Leone zum Einsatz kommen lässt.
Clint Eastwood widmete Sergio Leone seinen Oscar, den er in der Kategorie “Beste Regie” für “Erbarmungslos” erhielt und James Woods bezeichnete die Arbeit mit Leone als einen der Höhepunkte in seiner gesamten Karriere.