Filmografie
Mit Schauspielerei ist der gebürtige Bostoner nicht annähernd ausgelastet: Ende der 80er studierte er Geschichte und Japanisch in Yale, arbeitete im Anschluss einige Jahre für die gemeinnützige Gesellschaft seines Großvaters in Osaka. Zurück in den USA, vervollständigte er seine Method-Acting-Kenntnisse und absolvierte nebenbei die Ausbildungen zum Kameramann und Cutter. Seit dem Anbeginn seiner Karriere nutzt Norton zudem seine Popularität, um den Umwelt- und Tierschutz voranzutreiben. Der damalige Uno-Generalsekretär Ki-Moon ernannte ihn 2010 sogar zum Sonderbotschafter für Biodiversität.
Das Rassismus-Drama "American History X" zählt zu den prägendsten Filmwerken des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Regisseur Kaye hatte eigentlich den späteren Oscarpreisträger Joaquin Phoenix als Hauptdarsteller verpflichten wollen. Letztlich musste er sich mit Norton anfreunden, weil sich bis zum Drehstart "niemand Besseres gemeldet hatte". Die Entscheidung sollte er bereuen: Kayes Postproduktion verlief schleppend. Edward übergab dem Studio auf Eigeninitiative seine fertige Cut-Version und bekam prompt die Zusage für die Ausstrahlung auf dem Toronto Film Festival. Der Regisseur verlangte daraufhin Schadensersatz in Höhe von 200 Mio. Dollar, zog vor Gericht aber erneut den Kürzeren.
Norton heftet in Hollywood der Ruf der launischen Diva an. In "Birdman" spielte er sich gewissermaßen selbst. Die Vorurteile bestätigten sich, als er zu Beginn der Comic-Welle die Hauptrolle in "Hulk" übernahm: Marvel-Chef Feige hatte dem Star bezüglich der kreativen Entscheidungen ein gewisses Mitspracherecht eingeräumt. Dass Edward als Hulk-Fan den düsteren Stil von Nolans "Batman"-Trilogie anstrebte, war aber nicht eingeplant. Hitzige Diskussionen hinter den Kulissen führten schließlich dazu, dass Marvel den Folgevertrag für "The Avengers" aufkündigte und seitdem den pflegeleichten Mark Ruffalo als grünes Wutmonster einsetzt.
Dass Hollywoodstars nicht nur auf der Leinwand heldenhaft agieren können, beweist die folgende Episode: Norton drehte 2010 im Verbund mit Leonardo DiCaprio eine Dokumentation zum Klimawandel. Vor den Galapagosinseln stand ein Tauchgang mit Ozeanographen auf dem Programm. Edward verfügt über reichlich Erfahrung auf dem Gebiet und machte sich Sorgen um seinen langjährigen Freund, der einer Gruppe von Adlerrochen folgte, obwohl sein Sauerstoff langsam zur Neige ging. Leo ging auch prompt das lebenspendende Gas aus, sodass Edward seine Flasche beim Auftauchen mit ihm teilen musste. Ohne Nortons beherztes Eingreifen hätte die Situation tatsächlich lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können.
In der ersten Dekade des dritten Jahrtausends setzte die Kinobranche neue Maßstäbe in Sachen Qualität. Mit dem Auftauchen der 3D-Technik änderte sich das Sehverhalten der Zuschauer, sodass die großen Geschichten inzwischen vom Pay-TV und den Streaminganbietern realisiert werden. Norton ging nicht den Weg, den viele seiner Kollegen einschlugen, und gründete im Verbund mit Stuart Blumberg (Autor und Regisseur), Silvana Tropea (Geschäftsführerin) und Bill Migliore (Produzent) seine eigene Produktionsgesellschaft. Class 5 Films startete mit einer HBO-Dokumentation über Obamas Amtseinführung und verwirklichte in der Folge vier Kinofilme. In dreien davon übernahm Edward die Hauptrolle.